Position für einen umfassenden Schutz aller Beteiligten gegenüber Gewalt im Sport beschlossen

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Bereits im Juli 2020 haben das Präsidium des Hessischen Turnverbandes (HTV) und der Vorstand der Hessischen Turnjugend (HTJ) eine gemeinsame Position für einen umfassenden Schutz aller Beteiligten gegenüber Gewalt in der sportlichen Vereins- und Verbandsarbeit in Hessen beschlossen.

Diese Position wurde am vergangenen Samstag vom Landeshauptausschuss des HTV, dem zweithöchsten Organ des Verbandes, ohne Gegenstimmen bestätigt.

„Der Hessische Turnverband und die Hessische Turnjugend machen damit deutlich, dass jegliche Form der Gewalt, ob physischer, psychischer oder sexueller Art, nicht toleriert werden. Dies umfasst nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch alle weiteren Personengruppen, die sich rund um den Turnsport engagieren“ fasst Annalena Mickel, Präsidiumsmitglied und Vorsitzende der Hessischen Turnjugend, zusammen und ergänzt: „Bereits seit 2014 gelten für Engagierte und Mitarbeitende ein Verhaltenskodex und Verhaltensregeln zum Schutz des Kindeswohls. Die Verabschiedung des Positionspapiers gegen Gewalt im Sport ist nun ein weiterer wichtiger Schritt. Weiterführend arbeiten wir derzeit an einem umfassenden Schutzkonzept zum Kindeswohl und zur Prävention sexualisierter Gewalt, denn Gewalt im Sport darf kein Tabuthema sein. Der Sport hat eine Vorbildfunktion und muss sich diesem Thema offensiv stellen.“

Positionspapier zum Download

 

Position der Hessischen Turnjugend und des Hessischen Turnverbands 

Die Hessische Turnjugend und der Hessische Turnverband, vertreten durch den Vorstand und das Präsidium, positionieren sich für einen umfassenden Schutz aller Beteiligten gegenüber Gewalt in der sportlichen Vereins- und Verbandsarbeit in Hessen. Dies schließt jegliche Form der Gewalt ein, unabhängig davon, ob sie physischer, psychischer oder sexueller Art ist. Dieser Schutz umfasst nicht nur Kinder und Jugendliche sondern auch alle weiteren Sportler*innen, alle Trainer*innen und Übungsleitungen, sowie alle Engagierte und Mitarbeitende in allen Funktionen.  

Es soll vorrangig eine Sensibilisierung für das Themengebiet erreicht und präventive Arbeit geleistet werden. Ziel ist eine gewalt- und angstfreie Sportumgebung und eine grundsätzliche Verhinderung des Auftretens von Situationen, in denen sich Teilnehmende unwohl fühlen.  

Die Hessische Turnjugend und der Hessischer Turnverband setzen sich für verschiedene Maßnahmen ein, die sowohl strukturelle Rahmenbedingungen betreffen als auch das Thema Gewaltprävention in der Vereins- und Verbandswelt publiker werden lassen.  

Darüber hinaus werden durch die Schaffung von Regelungen und Rahmenbedingungen alle Formen von Gewalt sanktioniert und die Betroffenen über Beratungsangebote und Hilfeeinrichtungen informiert.  

Alle Aktionen werden durch eine zentrale Arbeitsgruppe mit Beteiligten aller Abteilungen des Hessischen Turnverbands zukünftig gesamtverbandlich und gemeinsam koordiniert durchgeführt.  

Wir sind überzeugt, dass der offene Umgang mit diesem schwerwiegenden Thema sowie eine aufmerksame und starke Vereins-/Verbandsgemeinschaft ein wesentlicher Baustein zur Schaffung einer gewaltfreien Sportatmosphäre sind.  

Eine erste Maßnahme in diesem Bereich ist der Verhaltenskodex, zu dem sich alle Amtsträger*innen, Mitarbeitende und Engagierte der Hessischen Turnjugend und des Hessischen Turnverbands bekennen und den wir unseren Vereinen zur Verfügung stellen. Eine Einsicht in das erweiterte Führungszeugnis soll zukünftig nicht nur bei hauptamtlichen Mitarbeitenden, sondern auch bei Engagierten bestimmter Maßnahmen entsprechend festgelegter Kriterien erfolgen.  

Außerdem wird das Thema Gewalt im Sport in allen Ausbildungen thematisiert. Wir werden uns dafür einsetzen, dass entsprechende Lerneinheiten in alle Ausbildungen des Hessischen Turnverbandes und der Hessischen Turnjugend aufgenommen sowie Regelungen für die Lizenzausgabe, -verlängerung und -entzug geschaffen werden.  

Im Gesamtverband sollen Regelungen für einheitliche Standards für die Gestaltung des Krisenmanagements bei möglichen Vorfällen (u.a. ein Interventionsleitfaden) und klare Verhaltensregeln gelten.  

Wir setzen weiterhin und verstärkt darauf, besonders Kinder und Jugendliche mit den Angeboten in unseren Vereinen vor Ort zu stärken und ihnen zu helfen, selbstbewusste Mitglieder der Gesellschaft zu werden. Diesen Weg werden wir durch die Förderung und Weiterentwicklung entsprechender Vereinsangebote sowie durch zentrale Aktionen unterstützen. Hierbei ist es uns besonders wichtig, dass Kinder und Jugendliche eine aktive Rolle in der demokratischen Vereins- und Verbandsstruktur einnehmen und ihre Stimme gehört wird. Ein elementarer Baustein soll dabei die vermehrte Fortbildung von Hauptamtlichen, Engagierten und Vereinsvertretungen zu den Themen Kindeswohl, Gewaltprävention und Partizipation sein. Trainer*innen absolvieren bei ihrer Ausbildung im Hessischen Turnverband Lerneinheiten zu diesen Themen und werden ermutigt, sich in diesen Bereichen fortzubilden. Durch Schulungen sollen Ansprechpersonen ausgebildet werden, die dezentral eine niedrigschwellige Anlaufstelle darstellen sowie als Multiplikator*innen von Präventionsmaßnahmen dienen. Unser Ziel ist es, dass in jedem Turngau und in jedem Verein eine geschulte Ansprechperson benannt wird. 

Im Bereich der Beratung und Unterstützung von Opfern und betroffenen Vereinen werden wir mit Expert*innen von Organisationen zusammenarbeiten, die sich intensiv mit dem Thema der (sexualisierten) Gewalt befassen. Wir werden alle unsere Kommunikationswege nutzen, um deren Angebote in der Breite des hessischen Turnens bekannt zu machen. Beratung und Unterstützung halten wir jedoch nicht erst für die Betroffenen eines Verdachtsfalls für wichtig. Wir wollen eine zentrale Anlaufstelle sein, die vielfältige und umfangreiche Informationen bietet und den Zugang zu telefonischen sowie persönlichen Beratungsangeboten vermittelt. 

Gewalt im Sport darf kein Tabuthema sein. Die Hessische Turnjugend und der Hessische Turnverband werden nicht wegschauen und entschlossen handeln.