Bei der diesjährigen Ausschreibung lag der Fokus auf sozialer Teilhabe: Gesucht waren insbesondere Kooperationen, denen es gelingt, Kinder und Jugendliche anzusprechen, die bisher keinen oder nur eingeschränkt Zugang zu Sport und Bewegung hatten. „Die positive Wirkung von Sport und Bewegung auf die Entwicklung von Heranwachsenden sind hinlänglich bekannt: Bewegte Kinder sind gesünder, schlauer und sozialer. Es ist deshalb unser Ziel, möglichst viele Kinder und Jugendliche in Bewegung zu bringen, ihnen zu zeigen, wie großartig der Sport ist“, sagte Katja Köhler-Nachtnebel, Vizepräsidentin Schule, Bildung und Personalentwicklung des lsb h, bei der Verleihung. „Sportvereine spielen hier eine entscheidende Rolle.“
Doch es gibt Hemmnisse, die den Zugang zum Verein erschweren. „Gerade deshalb sind Kooperationen enorm wertvoll“, ergänzte Dr. Manuel Lösel, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen, und betonte: „Sie ermöglichen Kindern und Jugendlichen – unabhängig von den häuslichen Verhältnissen – einen Zugang zu Sport und Bewegung. Daher danke ich allen Sportvereinen für ihre vorbildhafte Zusammenarbeit mit Schulen und ihren Einsatz in den Ganztagsangeboten und gratuliere ihnen zum Preis Sportverein und Schule.“
Dass das Land Hessen die Bedeutung von Sport nicht nur kenne, sondern auch ernst nehme, zeige sich an verschiedenen Programmen: „Wir setzen viele sportliche Programme um, weil wir überzeugt davon sind, dass Sport einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung junger Menschen leistet, der weit über die Förderung der körperlichen Gesundheit hinausgeht. Nicht nur motorischen Fähigkeiten, sondern auch personale, soziale und emotionale Kompetenzen werden gestärkt.“
Wie genau das aussieht, das zeigt der Blick auf die ausgezeichneten Kooperationsprojekte. „Sie sind in ihrer konkreten Ausgestaltung sehr unterschiedlich. Was sie eint, ist die Leidenschaft, für das, was sie tun und die Tatsache, dass hier auf Augenhöhe zusammengearbeitet wird“, ergänzte Köhler-Nachtnebel.
Breckenheim: Bewährt, aber nie altbacken
Bereits seit über 50 Jahren ist das beim TV Breckenheim und der Grundschule Breckenheim der Fall. „Es hat sich bewährt, dass bei uns alle Grundschulkinder beitragsfrei Mitglied im Turnverein sind und neben den Schul-AGs auch alle Angebote des Vereins kostenlos nutzen können“, betont Helmut Koch, Vorsitzender und selbst Sportlehrer. Ob sich eine Familie Sport leisten kann, spielt damit keine Rolle mehr. Und so gelingt in Breckenheim auch die Integration von geflüchteten und zugewanderten Kindern besonders gut. Kostenlose Ferienbetreuung im Sommer, ein kostenfreier Schwimmkurs im ersten Schuljahr und bildungsunterstützende Maßnahmen, etwa eine Kinderbibliothek, runden das Angebot des Vereins ab.
Vor allem aber sind es Übungsleitende wie Theresa Radwaniak, die der Kooperation ein menschliches Gesicht geben, den Sport zugänglich, freundlich machen. „Wir versuchen, nah dran zu sein an den Kindern, die Angebote auch an ihren Interessen auszurichten“, sagt Radwaniak. Das beginnt manchmal schon mit Angebots-Namen. So ist etwa der „Zirkusspaß“ schon seit Jahren ein großer Renner!
Kassel: Besondere Zielgruppe
Ganz anders, aber genauso vorbildlich verläuft die Kooperation beim Kanu-Sport-Kassel e.V., dem Erstplatzierten bei den kleineren Vereinen. Das Besondere: Die kooperierende Max-Eyth-Schule ist eine Berufliche Schule. Angehende Mechatroniker*innen, Metallbauer*innen oder technische Produktdesigner*innen besuchen sie genauso wie Techniker*innen und Schüler*innen des Beruflichen Gymnasiums. Die Zielgruppe der Kooperation ist damit zwischen 15 und 35 Jahre alt und durchaus heterogen. „Beim Sport können sich all diese Gruppen mischen, miteinander in Kontakt kommen und so auch den eigenen Horizont erweitern“, sagt Jörg Pfeiffer, der sowohl Lehrer als auch Vereinstrainer ist.
Nicht immer sei es einfach, Schüler*innen für die AGs zu gewinnen – obwohl die Mitgliedschaft im Verein über den Förderverein der Schule abgedeckt ist, wie sein Kollege Kai Garbe ergänzt. Da hilft es, dass die Kooperation noch mehr bietet: Kanu-Fahren im Schulsport, ein „Anpaddeln“ zum Schuljahresbeginn, zweitägige Kanu-Wander-Touren, besondere Wildwasserfahrten. Gerade bei der „Generation Corona“ sei es trotzdem notwendig, erst mal Überzeugungsarbeit zu leisten. „Wer den Sport einmal erschmeckt hat, der bleibt ihm in der Regel aber verbunden“, hat Garbe beobachtet.
Und so ist jede Kooperation, jedes neu gewonnene Kind, jeder neu gewonnene Jugendliche eine positive Nachricht für den Sport in Hessen – und für die gesamte Gesellschaft. Wie es gelingen kann, das zeigen die sechs ausgezeichneten Kooperationen genauso wie die 14 weiteren, die nach einer Vorauswahl beim Publikumsvoting zur Wahl standen.
Kurz-Beschreibungen zu den einzelnen Kooperationen finden sich unter
http://yourls.lsbh.de/kooperationspreis-2024
Platzierungen in der Kategorie Vereine < 500 Mitglieder:
- 1. Platz: Kanu-Sport-Kassel e.V. in Kooperation mit der Max-Eyth-Schule Kassel
- 2. Platz: Budo Club Mühlheim e.V. in Kooperation mit der Fröbelschule Offenbach
- 3. Platz: Tennisclub Jügesheim e.V. in Kooperation mit der Carl-Orff-Schule Rodgau
Platzierungen in der Kategorie Vereine > 500 Mitglieder:
- 1. Platz: Turnverein 1890 Breckenheim e.V. in Kooperation mit der Grundschule Breckenheim
- 2. Platz: Turnverein 1891 Babenhausen e.V. in Kooperation mit der Joachim-Schumann-Schule, der Schule im Kirchgarten und der Edward-Flanagan-Schule
- 3. Platz: Turn- und Gesangverein 1859 Schotten e.V. in Kooperation mit der Vogelsbergschule Schotten